Gerade ist alles anders. Corona-Semester, schon das dritte. Alles im Wartezustand? Im Joch der Notlösungen? Aber wir könnten ja auch die Gelegenheit nutzen, alles endlich mal ganz anders zu machen.
Darüber habe ich heute in der ersten Stunde des Sommersemesters mit den Viertsemestern geträumt. Wie hätten wir die Uni gerne, wenn wir uns was wünschen dürften.
(Ich zum Beispiel wünsche mir für jedes Fach einen zentralen Raum der Begegnung — an den Wänden Regale mit den wichtigsten Fachbüchern, und von hier geht es in die Büros, so dass sich Studierende und Lehrende ganz von alleine über den Weg laufen und ins Gespräch kommen. Außerdem wünsche ich mir eine zeitgemäße Prüfungskultur. Und endlich eine digitale Verwaltung.)
Als erstes kam natürlich das, was bis Anfang 2020 selbstverständlich war: Leute treffen. Sich im Hörsaal einen der wenigen freien Plätze suchen, sich der Sitznachbarin vorstellen und vielleicht hinterher mit ihr in die Mensa gehen. In der Bibliothek lernen: das Zuhause nur als Ort der Entspannung, zum Lernen einen Platz, der nur aufs Lernen eingerichtet ist.
Wünsche für nach Corona: Auch, wenn der Campus wieder geöffnet wird, die Vorlesungen aufzeichnen, für die, die gerade nicht teilnehmen können. (Und ich ergänze in Gedanken: Und für die, die bei Professor:innen gerne mal die Stop-Taste drücken würden, um zu verarbeiten, zu assoziieren und zu verdauen.)
Organisatorische Wünsche: Mehr an die Hand genommen zu werden, um sich im Dschungel der Angebote und Anforderungen zurechtzufinden. Unterstützung bei der Zusammenstellung von Modulen. Einmalige Termine zu allen möglichen Terminen, die im Studium zu kurz kommen, wie ein Buffet, aus dem man sich bedient, ohne gleich das ganze Menü bestellen zu müssen.
Und die großen, zeitlosen Ideale: Alles mögliche lernen zu können, sei es Steuerkunde oder Gebärdensprache. Nicht hinter CP herrennen zu müssen, sondern einfach studieren zu können, was einen interessiert. (Und ich denke: Ja, damals vor Bologna …) Die Grenzen zwischen Studierenden und Dozierenden aufzuweichen: abends in der Kneipe, aber auch im Seminar.
Ich habe mir die Wünsche alle angehört. Hier und da kann ich vielleicht ein bisschen davon wahr machen. Alles andere kann ich einfach nur in die Welt geben, immer wieder, und hoffen, dass irgendwo diese Anstöße wahrgenommen und umgesetzt werden.